Die Pathogenese und Ätiologie der Psoriasis ist komplex und noch nicht vollständig geklärt. Charakteristisch ist die Dysfunktion verschiedener Immunzellen, eine Hyperproliferation der epidermalen Keratinozyten begleitet von der Migration proinflammatorischer Mediatoren und deren gesteigerter Expression. Die Folge ist eine verstärkte Schuppung der Haut mit begrenzten, erythematösen, teils juckenden Herden.
Neben der Haut kann sich Psoriasis auch an den Hautanhangsgebilden (psoriatische Onychopathie) und Gelenken (Psoriasisarthritis) manifestieren.
Cannabidiol entfaltet seine Wirkung auf verschiedenen Wegen. Zum einen wird die Proliferation der Keratinozyten konzentrationsabhängig inhibiert und so einer Hyperproliferation entgegengewirkt. Zum anderen wirkt es über verschiedene Mechanismen antientzündlich (z. B. durch Inhibition des NF-κB-Signalwegs). In Zellkulturen konnte gezeigt werden, dass der Peroxisome proliferator-activated Rezeptor gamma (PPAR-γ) ein weiterer Cannabinoid-Rezeptor ist, der in der Psoriasis-Therapie eine wichtige Rolle spielen könnte. PPAR-γ ist bei entzündlichen Hauterkrankungen wie Psoriasis und atopischer Dermatitis erniedrigt. Cannabidiol fungiert hier als Agonist und könnte, so wie unlängst für synthetische Liganden (Antidiabetika aus der Gruppe der Glitazone) gezeigt, nicht nur einen antidiabetischen Effekt haben, sondern vielmehr die Plaque-Bildung durch Hemmung der Hyperproliferation unterdrücken.
Cannabidiol als Wirkstoff in der Neurodermitis-Therapie
Der Neurodermitis liegt eine gestörte Hautbarriere zugrunde. Die assoziierten Begleiterscheinungen wie Hauttrockenheit, ihre Entzündung, quälender Juckreiz und Brennen sowie Sekundärinfektionen sorgen für einen hohen Leidensdruck bei den Betroffenen. Es gibt eine Vielzahl von Hinweisen, unter anderem Patentanmeldungen, die beschreiben, dass Cannabidiol bzw. Cannabidiol-reiche Hanfextrakte potente Wirkstoffe bei der Behandlung von Neurodermitis darstellen. Die Wirkung sei wenigstens vergleichbar mit Cortison-Präparaten oder Calcineurin-Inhibitoren, und das bis dato ohne merkliche unerwünschte Wirkungen. Der Hauptnutzen von Cannabidiol liegt auch bei der Neurodermitis in einem breitgefächerten Wirkprofil. Hervorzuheben ist – neben den antientzündlichen und antibakteriellen Effekten (siehe oben) – die juckreizstillende Wirkung, die innerhalb weniger Minuten eintritt und zwölf bis 24 Stunden anhält. Kratzbedingte Hautläsionen mit anschließender Lichenifikation werden so vermieden und eine Regeneration der Hautbarriere ermöglicht. Ob und inwieweit die Behandlung mit Cannabidiol auch nachteilige Effekte z. B. durch mögliche Reduktion der Sebumproduktion haben kann (siehe dazu Akne-Therapie), müssen Studien erst noch zeigen.
Zusammenfassend ist die Entdeckung und Erforschung des Endocannabinoid-Systems und seiner Liganden die Grundlage vieler neuer Therapieoptionen. Cannabidiol ist ein innovativer Wirkstoff, der neben vielen Anwendungsbereichen auch in der Dermatologie vielversprechend ist.
Cannabidiol als Wirkstoff für Dermatika.
Cannabidiol erfüllt alle wichtigen Vorrausetzungen für den Einsatz als Wirkstoff in der Dermatologie. Dank seiner Lipophilie kann es leicht in lipophilen Medien gelöst und so in die je nach Indikation geeignete Grundlage (Lotion, Creme, Salbe und Paste) eingearbeitet werden.
Aufgrund seiner oxidativen Stabilität ist kein Oxidationsschutz erforderlich. Es wird gut von der Haut aufgenommen, wobei unerwünschte systemische Wirkungen nicht zu erwarten sind, weil Cannabidiol im Stratum corneum akkumuliert, ohne in die tieferen Hautschichten vorzudringen.
Cannabidiol als Wirkstoff in der Akne-Therapie
Akne vulgaris ist eine der häufigsten Hauterkrankungen, unter der Millionen Menschen weltweit leiden. Bis heute mangelt es an gut verträglichen Therapeutika, die gleichzeitig an den verschiedenen pathophysiologischen Angelpunkten (Sebum-Überproduktion, vermehrte Talgdrüsen-Proliferation, entzündliche Prozesse) angreifen. Cannabidiol könnte möglicherweise diese Lücke schließen. Es wirkt genau an dieser Trias regulierend und besitzt zudem einen merklichen antibakteriellen Effekt.
Der Wirkmechanismus konnte bereits auf Zellebene mittels humaner Sebozyten-Kulturen und Hautzell-Kulturen erklärt werden. Dabei führt die Behandlung von Sebozyten mit Cannabidiol zu ihrer Suppression über die Aktivierung des TRPV4-Ionenkanals (transient receptor potential vanilloid-4). Gleichzeitig hemmt Cannabidiol die Wirkung von Substanzen, die die Lipogenese steigern (Arachidonsäure und die Kombination von Linolsäure mit Testosteron).
Die antientzündlichen Effekte erklären sich durch Inhibition des NF-κB-Signalwegs (nuclear factor ‚kappa-light-chain-enhancer‘ of activated B-cells), zum anderen durch die Hochregulierung von TRIB3 (tribbles homolog 3) via des A2a-Adenosin-Rezeptors. Die polyvalente Wirkweise ist ein Novum im Vergleich zu den bekannten Akne-Therapeutika und schafft neue Perspektiven in der Therapie.